Sexualisierte Gewalt hat epidemische Ausmasse: Mindestens jeder zweiten Frau in der Schweiz wird sexualisierte Gewalt angetan. Auch Männer sind von sexualisierter Gewalt betroffen, wobei dieses Thema nach wie vor tabuisiert wird. Sexualisierte Gewalt ist allgegenwärtig – auch an der Uni. Die gesamtuniversitäre SUB-Umfrage von 2020 hat ergeben, dass 8% der Studierenden sich bereits sexuell belästigt fühlten. Auch in der SUB-Umfrage von 2023 sind diese Zahlen nicht gesunken. Sexuelle Belästigung – eine bestimmte Form sexualisierter Gewalt – wird im universitären Kontext häufig verbal und ausgehend von Mitstudierenden verübt. Die SUB bekämpft alle Formen der Diskriminierung und setzt sich für den Schutz und die Integrität aller ein. Individuellen Grenzen müssen eingehalten und respektiert werden.
"Sexualisierte Gewalt" ist ein politischer Begriff, der von Aktivist*innen eingeführt wurde, um die Gewalt ganz klar abzugrenzen von jegwelcher konsensuellen Sexualität. Sexualisierte Gewalt hat nichts mit Sexualität oder einvernehmlicher Lust zu tun. Im Gegenteil: Es geht um die Ausübung von Macht und Dominanz sowie um Abwertung. Sexualität wird dabei instrumentalisiert, um Gewalt auszuüben. Weil sexualisierte Gewalt mit Machtverhältnissen und -strukturen zu tun hat, ist sie an Universitäten weit vertreitet. Sexualisierte Gewalt wird im universitären Kontext häufig verbal oder non-verbal (z.B. durch Blicke) verübt. Sie kann sowohl von Mitstudierenden als auch von Lehrpersonen, aussenstehenden Personen oder administrativem Personal ausgehen. Das von Hierarchien und starken Ungleichheitsverhältnissen geprägte universitäre Umfeld erschwert die Situation für Betroffene.
Als sexuelle Belästigung gilt eine Verhaltensweise mit sexuellem Bezug, welche von der betroffenen Person als unerwünscht und grenzüberschreitend wahrgenommen wird. Sie kann in Worten, Gesten oder Taten ausgeübt werden. Häufig steckt hinter einer sexuellen Belästigung die Ausübung von Macht und Dominanz. Die sexuelle Ebene bietet sich an, weil betroffene Personen in diesem Bereich besonders verletzbar sind. Deshalb fällt es den betroffenen Personen oft schwer, sich zu wehren.
Die SUB nimmt jede Meldung ernst und entscheidet im Einzelfall über das weitere Vorgehen. Da wir im Falle von sexueller Belästigung nicht über Beratungskompetenzen verfügen, haben wir eine Triage-Funktion und informieren über die offiziellen Anlaufstellen. Falls die die Betroffenen das wollen, begleiten wir sie dabei.
Wir machen mit verschiedenen Aktionen auf das Thema und die offiziellen Anlaufstellen der Uni Bern aufmerksam. Am nationalen Aktionstag gegen sexuelle Belästigung an Hochschulen am 23. März führt die SUB jeweils Kampagnen und Events durch. Beispielsweise organisierte die SUB 2019 ein Workshop zum Thema Awareness. „Awareness“ beschreibt ein Konzept, welches sich mit Problematiken im Zusammenhang mit Missachtung von körperlichen, psychischen und persönlichen Grenzen bis hin zu Gewalt in öffentlichen Räumen auseinandersetzt. Durch Awareness soll ein Weg gefunden werden, um Diskriminierungen und grenzüberschreitendes Verhalten zu benennen und diesem Verhalten aktiv entgegenzutreten. Personen, die sich davon betroffen sehen, werden unterstützt und begleitet. Das Konzept wurde am feministischen Streik und wird jeweils am CAMPUS Festival umgesetzt.
Auch im Rahmen der Aktionswoche "Wer zu nah kommt, geht zu weit" im Frühjahrssemester 2021 organisierte die SUB einen Awareness-Workshop für Studierende - Diskriminierung erkennen, angehen und vorbeugen. Der Workshop sollte dazu befähigen, auf Missbrauchssituationen zu reagieren, sowie eine Kultur des respektvollen Dialogs, der transparenten Kommunikation und eines professionellen Engagements zur Reduktion von Diskriminierung fördern. Um diese Ziele zu erreichen, bestand der Workshop aus drei Teilen: (1) Privilegien und gesellschaftliche Machtstrukturen, (2) Awareness-Konzept und (3) Unterstützung.
Im Herbstsemester 2021 beteiligte sich die SUB ausserdem an der schweizweiten Kampagne "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" mit Fokus auf sexualisierte Gewalt. Weitere Infos findest du hier. Im Rahmen der 16 Aktionstage organisierte die SUB einen Workshop, in dem Studierende lernten, Grenzüberschreitungen anzusprechen - als betroffene, beobachtende und ausübende Person.
Studierende haben verschiedene Möglichkeiten, sich als betroffene Person gegen sexuelle Belästigung zu wehren oder sich für betroffene Personen stark zu machen. Die SUB will einerseits betroffene Studierende unterstützen, Mut zu fassen und zu handeln. Andererseits will die SUB Studierende, die ein Vorfall beobachten, ermutigen, hinzuschauen und zu handeln.
Als Angehörige*r der Uni Bern gibt es im Falle von sexueller Belästigung verschiedene Anlaufstellen. Alle Beratungsstellen bieten kostenlose Beratung und Unterstützung an. Eine Meldung ist wichtig, um ein Zeichen zu setzen und diese Vorfälle sichtbar zu machen. Denn: Jeder Vorfall von sexueller Belästigung ist einer zu viel!
Die Beratungsstelle der Berner Hochschulen ist die externe Anlaufstelle der Universität Bern für Studierende und Mitarbeitende. Die Ansprechpersonen unterstehen einer absoluten Schweigepflicht und leiten weitere Schritte nur ein, wenn ausdrücklich danach gewünscht wird. Die Beratungsstelle informiert über mögliche Vorgehensweisen und begleiten die Gespräche mit Beteiligten. Die Ansprechperson ist Pia Thormann, Fachpsychologin für Psychotherapie FSP, pia.thormann@erz.be.ch
Innerhalb der Universität Bern unterliegen Führungspersonen und die offiziellen internen Anlaufstellen der Handlungspflicht. Das heisst, Vorfälle müssen gemeldet werden und es muss etwas unternommen werden. Für Prävention und Beratungen über das Vorgehen ist unter anderem die Abteilung für Chancengleichheit zuständig.