Feministischer Streik

Auf dem Papier ist die Gleichstellung schon eine ganze Weile umgesetzt. In der Realität sind wir aber noch meilenweit davon entfernt.

Feministischer Streik 2024

Das Feministische Hochschulkollektiv Bern veranstaltet am 14. Juni 2024 vor dem Hauptgebäude der Universität Bern ein Programm anlässlich des Feministischen Streiks.

Es wird laut, bunt und spannend - sei dabei!

Das erwartet dich:

Um 10:30 Uhr starten wir mit einem Brunch: Gratis Kaffee und Gipfeli. Anmeldung hier.

Zwischen 11:00-18:00 Uhr kannst du Buttons und Plakate basteln, T-Shirts (bring eins mit) und Taschen (haben wir für dich) bedrucken. Zudem gibt es Tattoo-Stände, Nagel-Studio und Zahnschmuck, einen Bücher-Stand und verschiedene Info-Stände von Studierenden und Hochschulangehörigen.

Zwischen 13:30-18:000 spielen wir auf einer Bühne Musik, Poetry Slam und es treten verschiedene Redner*innen auf.

Wir stellen unsere Forderungen an eine Uni für alle vor und laufen dann gemeinsam auf die Schützenmatte.

Du willst dich an der Organisation beteiligen?

  • Im Rahmen der Vorbereitungen für den 14. Juni 2024 haben wir uns darüber ausgetauscht, wo an der Uni Bern noch Handlungsbedarf besteht im Bereich Gleichstellung und Chancengleichheit.

Forderungen für den Feministischen Streik

Die nachfolgenden Forderungen wurden durch das Feministische Hochschulkollektiv Bern (FHB) zusammengestellt, das sich in Vorbereitung auf den Feministischen Streik 2024 gegründet hat. Das Kollektiv, bestehend aus Studierenden der Berner Fachhochschule sowie der Universität Bern, richtet die Forderungen an die Hochschulen des Kantons Bern. Die Forderungen sind als Zielformulierung verfasst.

Kurz und Knapp – Wir fordern:

  1. Anerkennung der Intersektionalität
  2. Vereinbarkeit 
  3. Chancengleichheit und Barrierefreiheit 
  4. Hochschulen frei von Belästigung und Diskriminierung
  5. Gleichstellung
  6. Sprache frei von Diskriminierung


Und hier noch etwas genauer ausformuliert:

Wir fordern Anerkennung der Intersektionalität:

  • Die Hochschulen anerkennen, dass Menschen von verschiedenen Diskriminierungskategorien gleichzeitig betroffen sein können.
  • An den Hochschulen herrscht ein respektvoller und wertschätzender Umgang mit allen Menschen.
  • Die Hochschulen berücksichtigen intersektionale Grundsätze in der Lehre, Forschung, Wissenschaftskommunikation und Politikberatung.

Wir fordern Vereinbarkeit an den Hochschulen:

  • Die Hochschulen schaffen, insbesondere im Studium, umfassende Massnahmen und inklusive Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Studium, Care- und Lohnarbeit sowie Freiwilligenarbeit.

Wir fordern Chancengleichheit und Barrierefreiheit an den Hochschulen:

  • Es besteht an den Hochschulen Zugang, Chancengleichheit und Diskriminierungsfreiheit für Menschen ohne akademischen Hintergrund, für rassifizierte Menschen, Menschen mit Migrationserfahrung, religiöse Minderheiten, queere Menschen sowie Menschen mit wenig finanziellen Mitteln, Menschen mit psychischer oder physischer Beeinträchtigung und neurodivergente Personen.
  • Die Hochschulen verfügen über eine inklusive Infrastruktur für queere Menschen,  Menschen mit Behinderung, religiöse Minderheiten und weitere marginalisierte Gruppen.

Wir fordern Hochschulen frei von Belästigung und Diskriminierung:

  • Es existieren unabhängige und niederschwellige Anlaufstellen zur Meldung von Belästigung und Diskriminierung.
  • Die Hochschulen treffen umfassende Massnahmen (u.a. Sensibilisierungsmassnahmen) für eine Hochschule frei von Ableismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Islamfeindlichkeit, Queer-Feindlichkeit, Rassismus, Sexismus, sexualisierter Gewalt und sämtlichen weiteren Diskriminierungsformen.
  • Die Hochschulen informieren flächendeckend über die vorhandenen Anlauf- und Meldestellen.

Wir fordern Gleichstellung an den Hochschulen:

  • Die Hochschulen treffen Massnahmen zur Förderung von TINFA*-Personen in der Wissenschaft sowie eine TINFA*-Quote von 50% bei den Professuren und Dozenturen.
  • An den Hochschulen sind TINFA*-Personen in der Leitung und in anderen Führungspositionen angemessen vertreten.
  • Die Hochschulen setzen sich aktiv dafür ein, horizontale Segregation zu vermindern, beispielsweise wird der MINT-Bereich für TINFA*-Personen attraktiver gemacht. 
  • Die Hochschulen zahlen gleiche Löhne für gleiche Arbeit und sind transparent bezüglich Lohn und Anstellungsbedingungen. 
  • Die Hochschulen ermöglichen eine unkomplizierte Änderung des Geschlechtseintrags und des Namens.

Wir fordern diskriminierungsfreie Sprache an den Hochschulen:

  • An den Hochschulen wird eine konsequent geschlechtergerechte,  antirassistische, nicht-ableistische Sprache verwendet. 

Feministischer Streik 2019

Gemeinsam für die Gleichstellung aller Geschlechter!
Feministischer Streik Berner Hochschulen
Feministischer Streik Berner Hochschulen

Frauen sind gerade am Arbeitsplatz von massiven strukturellen Ungerechtigkeiten betroffen. Nicht selten verdienen Frauen für dieselbe Arbeit weniger als ihre männlichen Kollegen und werden bei Beförderungen seltener berücksichtigt. Zudem bestehen auch weiterhin grosse strukturelle Unterschiede: Während 2022 59% der Studierenden weiblich waren, liegt der Frauenanteil bei den ordentlichen und ausserordentlichen Professuren bei nur 30%.

Mit dem Programm Womentoring versucht die SUB, diesem Problem der vertikalen Segregation entgegen zu wirken. 

Weiter setzt sich die SUB für die Gleichberechtigung aller Geschlechter, der Vereinbarkeit von Studium und Familie, dem unbeschränkten Zugang zur Universität für Menschen mit einer Behinderung und nicht zuletzt auch für die Gleichbehandlung der ausländischen Mitstudierenden ein. 

Willst auch du dich für mehr Gleichstellung und Chancengleichheit an der Uni Bern engagieren? Dann hilf uns, die Gleichstellungspolitik an der Uni Bern mitzugestalten und mach bei der AG Gleichstellung der SUB mit. Falls du mitmachen oder mehr Informationen zur Arbeitsgruppe erhalten möchtest, dann schreibe uns eine Mail.

Unsere Positionen zu Gleichstellung und Sexismus kannst du in den folgenden Positionspapieren nachlesen:

Forderungen vom feministischen Streik 2019

1. Wir fordern Massnahmen zur Förderung von Frauen* in der Wissenschaft sowie eine Frauen*quote von 50% bei den Professuren und Dozenturen.

Die Untervertretung von Frauen* in der Forschung und Lehre hat Implikationen auf die Produktion und die Vermittlung von Wissen. Frauen* und Männer sollen zu gleichen Anteilen forschen und dozieren.

2. Wir fordern eine angemessene Vertretung von Frauen* in der Unileitung und in anderen Führungspositionen.

Nur 2 von 6 Personen in der Unileitung und 2 von 8 der Dekan*innen sind weiblich*. Wir fordern eine faire Verteilung der Macht durch die adäquate Vertretung der Geschlechter in Führungspositionen.

3. Wir fordern umfassende Massnahmen zur Schaffung familienfreundlicher Rahmenbedingungen im Studium, um eine bessere Vereinbarkeit von Studium, Arbeit und Familie zu gewährleisten.

Für die Chancengleichheit ist die Vereinbarkeit von Studium, Arbeit und Familie unerlässlich. Hier stehen insbesondere die Institute und Fakultäten in der Verantwortung, damit Artikel 16 des Gleichstellungsreglements umgesetzt wird. Für Studierende mit Betreuungspflichten und Schwangere sollen Ausnahmen bei Anwesenheitspflicht und Prüfungen gewährleistet werden.

4. Wir fordern einen aktiveren Einsatz von Seiten der Universität Bern, den Fakultäten und Instituten, Verantwortung zu übernehmen, um horizontale Segregation in Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteur*innen durch Sensibilisierung und konkrete Projekte zu vermindern.

Horizontale Segregation hat einen unerwünschten Einfluss auf individuelle Entscheidungen von (zukünftigen) Studierenden und verfestigt gesellschaftliche Strukturen, die für geschlechtsspezifische Benachteiligung und Ungleichbehandlung verantwortlich sind.

5. Wir fordern Sensibilisierungsmassnahmen für eine Uni frei von sexueller Belästigung.

Jede*r zehnte Studierende war bereits einmal von sexueller Belästigung betroffen und 14,5% der Mitarbeitenden haben verbale oder körperliche Belästigung an der Uni Bern erlebt. Jeder dieser Vorfälle ist einer zu viel!

6. Wir fordern eine unabhängige und niederschwellige Instanz für die Meldung von Sexismus und sexueller Belästigung an der Uni.
Die Hürden für eine Meldung von Sexismus und sexueller Belästigung sind zu hoch. Aus der Umfrage der SUB  geht hervor, dass nur jede*r zwanzigste Studierende (5%), der*die bereits diskriminiert wurde, den Diskriminierungsvorfall bei einer Anlaufstelle der Universität Bern gemeldet hat. Dies muss sich ändern, weshalb wir einen niederschwelligen Zugang zu Beratungs- und Unterstützungsangeboten fordern.

7. Wir fordern eine Reorganisation des Wissenschaftsbetriebs nach Strukturen, die nicht diskriminierend sind.

Struktureller Sexismus an Hochschulen bedeutet, dass Frauen* aufgrund ihres Geschlechts durch die Strukturen, nach denen die Hochschule funktioniert und organisiert ist, diskriminiert, benachteiligt und abgewertet werden.

8. Wir fordern eine konsequent geschlechtergerechte Sprache an der Uni Bern. 

Frauen*, trans und nicht-binäre Personen sollen nicht mehr nur “mitgedacht”, sondern explizit in der Sprache abgebildet werden. Wir fordern, dass geschlechtergerechte Sprache an allen Fakultäten und Instituten angewendet wird. Geschlechtergerechtes Schreiben und Sprechen soll Teil des Lehrplans und Standard des wissenschaftlichen Arbeitens sein.

9. Wir fordern einen anerkennenden und wertschätzenden Umgang mit nicht-binären Menschen und Menschen in Transition, der sich auch in den universitären Strukturen widerspiegelt.

Der Geschlechtereintrag soll weggelassen oder so angepasst werden, dass er auch nicht-binäre Geschlechter beinhaltet.

10. Wir fordern die Anerkennung der Vielfalt sexueller Orientierungen in der Forschung und Lehre.

Unsere Gesellschaft und auch die Universität Bern ist von heteronormativen Vorstellungen geprägt. Menschen mit anderer sexueller Orientierung werden durch die vorherrschenden Normvorstellungen diskriminiert.  

Der feministische Streik 2019 ist vorbei - der Kampf für Gleichstellung geht weiter!

Am 14. Juni 2019 gingen hunderttausende Menschen für mehr Gleichstellung und Chancengleichheit auf die Strasse. Auch die SUB streikte – zusammen mit rund 2000 Angehörigen der Universität Bern auf der Grossen Schanze. Wir waren viele, wir waren bunt, wir waren laut!

Am 14. Juni 2019 protestierten 2000 Frauen* gegen Sexismus, sexuelle Belästigung, Ungleichbehandlung, Diskriminierung und Ignoranz bezüglich geschlechtergerechter Sprache, non-binärer Geschlechtsidentität und der Vielfalt sexueller Orientierung an der Universität Bern. Wenn der feministische Streik eines gezeigt hat, dann dass der Handlungsbedarf in diesem Bereich erkannt und gefordert wird.

Der feministische Streik war ein Erfolg, doch das Ziel der effektiven Gleichstellung ist noch lange nicht erreicht. Wir fordern von der Unileitung, griffige Massnahmen im Bereich Gleichstellung zu beschliessen und haben dazu im Oktober 2019 eine Petition mit den 10 Forderungen des feministischen Streiks an die Unileitung übergeben. Bis heute, zwei Jahre nach dem feministischen Streik, haben wir von der Unileitung keine konkrete Stellungnahme erhalten, was mit unseren Forderungen passiert. Dies obwohl die Forderungen keinswegs an Aktualität verloren haben - wie insbesondere die Corona-Krise verdeutlichte, in der bestehende Ungerechtigkeiten verstärkt wurden.

Auch künftig setzt sich die SUB mit diversen Gleichstellungsmassnahmen und -aktivitäten entschlossen für mehr Gleichstellung und Chancengleichheit an der Uni Bern ein!

Rückblick auf den feministischen Streik 2019

Feministische Woche

Die SUB analysiert das Geschehen seit dem Feministischen Streik 2019 und schaut, was künftig im Bereich Gleichstellung noch alles zu tun ist.

Das einjährige Jubiläum des feministischen Streiks nahm die SUB zum Anlass, um die Diskussion über Gleichstellungsthemen aufzugreifen und das Bewusstsein für anhaltende Ungerechtigkeiten im universitären / akademischen Kontext zu schärfen. In der Woche vom 15. bis 19. Juni 2020 sprach Natascha Flückiger, Gleichstellungsbeauftragte der SUB, mit verschiedenen Frauen* über Gleichstellung an der Universität Bern.

Unter den Gesprächspartnerinnen waren: 

  • Valentina Achermann, ehemalige SUB-Vorständin für Gleichstellung
  • Francesca Falk, Dozentin Migrationsgeschichte
  • Claudia Willen und Sabine Höfler von der Abteilung für Gleichstellung (AfG)
  • Lea Schlenker vom Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS)
  • BIPoC Gruppe Hochschulen Dekolonisieren

P.S.: Bist du BIPoC, interessierst dich dafür, Bildung zu dekolonisieren und möchtest dich bei der Hochschulgruppe engagieren? Hier kannst du dich melden (du musst dafür nicht an der Uni sein):

Feministische Woche: BIPoC-Gruppe Hochschulen Dekolonisieren
Feministische Woche: Gespräch mit Lea Schlenker vom VSS
Feministische Woche: Gespräch mit Claudia Willen und Sabine Höfler von der AfG
Feministische Woche: Gespräch mit Francesca Falk
Feministische Woche: Gespräch mit Valentina Achermann

Prix Lux für die SUB

2019 wird die SUB mit dem «Prix Lux» für ihr Engagement im Bereich Gleichstellung ausgezeichnet.

Im November 2019 überreichte Prof. Dr. Christian Leumann der SUB den «Prix Lux» für ihr Engagement im Bereich Gleichstellung. Wir freuen uns sehr über den Preis und darüber, dass das Engagement der SUB prämiert wird. Seit nun fast fünfzig Jahren befasst sich die SUB mit dem Thema Gleichstellung. Insbesondere in den letzten zwanzig Jahren hat die SUB mit diversen Gleichstellungsmassnahmen und -aktivitäten versucht, die Diskussion um Gleichstellungsthemen anzuregen. Und trotzdem: Das Ziel der effektiven Gleichstellung an der Uni Bern ist noch lange nicht erreicht. Wir werden uns weiterhin mit Entschlossenheit dafür einsetzen und die Uni regelmässig an ihre Vorbildrolle erinnern!

Prix Lux
Prix Lux
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